Veloreise durch Myanmar2023-09-07T19:10:13+02:00
  • Bikereise Myanmar

Veloreise durch Myanmar

Ein paar Anekdoten zu Burma von unserem Reiseleiter Karl Günthard

Bike Adventure Tours-Reiseleiter Karl Günthard hat schon etliche Reisen in Myanmar geleitet. Dazu hat er auf eigene Initiative das Land ausführlich bereist und weiss so manche Reisegeschichte zu erzählen.

Erste Annäherung an Burma auf der Brücke über den River Kwai

Zum ersten Mal sah ich Myanmar, wie Burma heute offiziell heisst, 1971, als ich anlässlich einer längeren Reise nach Japan in Thailand zwischenlandete und einen Ausflug zur Brücke über den River Kwai unternahm. Damals war es noch nicht möglich, über die von den Alliierten unter Zwang der Japaner im Zweiten Weltkrieg gebauten Brücke in den Norden von Burma einzureisen. Übrigens, die Filmbrücke aus dem gleichnamigen Kinoklassiker mit Alec Guinness in einer seiner Paraderollen wurde nicht in Burma aufgebaut, sondern in Sri Lanka und sah der von den Alliierten gebauten Eisenbrücke überhaupt nicht ähnlich.

Mit dem zweimotorigen Flugzeug in 50 Stunden nach Burma

1990 flog ich als zweiter Pilot mit einem zweimotorigen 20-plätzigen Arbeitsflugzeug der Firma Zimex Aviation von Zürich nach Yangon. Während des einwöchigen Fluges mit Nachtstopps in Heraklion, Luxor, Riad, Muskat, Bombay und Kalkutta hätte man in dem fünfzig Stunden dauernden Flug gut das Buch „Zurück zur Langsamkeit“, mindestens was Flugreisen betrifft, schreiben können.

Während zwei Wochen waren wir, mit diesem Flugzeug, im Norden tätig und ich wusste schon damals, dass ich unbedingt Burma mit dem Fahrrad bereisen wollte. Eine lustige Geschichte ereignete sich noch in Bombay. Als ich ohne Uniform in den Flugoperationstrakt eintreten wollte, um das Wetter für die nächste Flugstrecke zu erfragen, wurde mir der Eintritt verwehrt. Ich zückte meine Brieftasche und streckte dem „Wegelagerer“ ohne Wimpernzucken die Mitgliedschaftskarte der Bibliothek Uster entgegen und wurde unverzüglich durchgelassen!

Mit den einheimischen Kindern haben wir immer viel Spass
Mit den einheimischen Kindern haben wir immer viel Spass

Militärdiktatur, Kultur und Gastfreundschaft

Seit 2003 war ich diesen Frühling nun schon das fünfte Mal mit dem Fahrrad in Burma, oder wie die Deutschen sagen, Birma, unterwegs und kann es kaum erwarten, über den nächsten Jahreswechsel wieder für längere Zeit dieses fernöstliche Land zu bereisen.

Was ist überhaupt der Reiz, in ein Land zu reisen, welches von einer Militärdiktatur regiert wird? Meiner Meinung nach sollte jeder, der nach Amerika reist, mehr Skrupel haben, denn dort betritt er den Boden eines selbsternannten Weltpolizisten, welcher gefährlicher und gefährlicher wird ohne dass wir es wahrhaben wollen.

In allen Ländern, welche ich bereise, faszinieren mich vor allem die Menschen, die Religionen, die Kultur, das Essen, Flora- und Fauna, Landschaften, die Exotic und das oft damit verbundene warme Klima. Die Freundlichkeit, Warmherzigkeit und Grosszügigkeit der Menschen im asiatischen Raum erschlägt mich immer wieder von neuem und das, obwohl ich im Moment bis zu sieben Monate pro Jahr in Asien unterwegs bin.

Und was die Militärregierung betrifft, kommt man erstens als Tourist mit ihr nicht in Berührung und zweitens gibt es über unsere Regierung mindestens gleich viel zu schimpfen. Dass jemand in Burma, wie es während der Besatzungszeit der Engländer hiess, schneller im Gefängnis landet, ist unbestritten. Auch dass die Gefängnisse in Burma nicht annähernd den Luxus bieten wie unsere, ist nicht wegzudiskutieren aber auch nicht grundsätzlich falsch.

Bei uns wird jeder Kriminelle verhätschelt, was dazu führt, dass zum Beispiel der Diebstahl eines Velos, bei uns schon lange zu den Gentleman-Delikten gehört und wohl bald ein Vorstoss zur Legalisierung lanciert wird. In Myanmar wäre mir noch nie eingefallen, das Fahrrad über Nacht abzuschliessen. Nicht zuletzt ihre Religion, der Buddhismus, trägt viel dazu bei, dass noch jeder weiss, was mein und dein bedeutet. Denn wer will schon im nächsten Leben zum Beispiel als Wurm auf die Welt kommen?

Bagan
Bagan

Buddhismus und Zeremonien

Der Buddhismus ist allgegenwärtig und die bei Morgengrauen in safrangelben Tüchern gehüllten, in Einerkolonne durch die Strassen ziehenden Mönche geben ein malerisches Bild ab. Vor jedem Haus bekommen sie etwas zu essen und der Spender bedankt sich dann umgehend bei den Mönchen, da er dadurch die Möglichkeit bekommt, dank seiner guten Tat, dem Nirwana, näher zu kommen. Denn ob im Buddhismus oder Hinduismus ist es das höchste Ziel, aus dem ewigen Lebenskreislauf auszubrechen um ins Nirwana zu kommen. Ein Mönch darf übrigens nur zwei Gewänder, Nähzeug, ein Wasserfilter, und eine Almosenschale besitzen.

Eine Frau sollte die Distanz von einem Meter zu ihm nicht unterschreiten. Vor allem im Frühling finden die unzähligen „Mönchseinsetzungszeremonien“ in den Dörfern statt. Oft werden alle 5- bis 10jährigen Jungs des Dorfes gemeinsam für einige Zeit in den Mönchstatus aufgenommen.

Für mich ist diese sogenannte Novizen-Zeremonie ein Highlight einer Reise durch Südostasien. Auf feierlich geschmückten Elefanten oder Pferden werden die weiss gekleideten, geschminkten und mit Goldschmuck behängten Buben, in einem farbenprächtigen Corso durchs Dorf geführt. Zuschauer hat es meist keine, da die Dorfbevölkerung festlich gekleidet die Spitze des Zuges bildet. Anschliessend wird zusammen gekocht und gefestet und es ist für sie selbstverständlich, dass ein zufällig vorbeifahrender „Langnase“, wie die Westler in Asien genannt werden, zu Speis und Trank eingeladen wird. Für solche „Notfälle“ habe ich dann die Reisetasche immer mit einigen Toblerone und vielen Kalenderbildern aus der Schweiz gefüllt. Denn was die Asiaten lieben, sind Bilder mit Wasserfällen, Bergen, Flüssen und Seen. Ich habe schon oft erlebt, dass Kalenderbilder, welche die Glasbläserei Büchi aus Uster mir zur Verfügung stellt und ich dort verteile, beim nächsten Besuch gerahmt an der Wand hängen.

Auch wurde ich schon zu einigen Hochzeitsfeiern eingeladen, was ein nicht minder farbenprächtiges Ereignis ist. Auf dem Land wird traditionell in Tracht geheiratet, in der Stadt in weiss.

Nachtlager

Während dem bei unseren Fahrradtouren in Europa das Zelt als Übernachtungslager dient, lassen wir dies in Asien nicht zuletzt der Schlangen wegen bleiben. Seit ich in Madagaskar von einer Schlange gebissen wurde, werde ich das Gefühl nicht los, dass diese Tierchen die Wärme meines Nachtlagers mit mir teilen möchten.

Ess-Kultur

Die wohltuende Geschwindigkeit, mit welcher beim Fahrradfahren ein Land an einem vorübergleitet heisst natürlich auch, dass „wirkliche“, nicht pseudoeinheimische Gaststätten und Imbissstände unser Essen zubereiten. Die burmesische Küche ist extrem abwechslungsreich. Einzig die abgehackten Hühnerfüsse in der allmorgendlichen Nudelsuppe gebe ich jeweils dankend zurück. Da ich mich wie gesagt etwa sieben Monate im Jahr im asiatischen Raum aufhalte, hat sich meine Darmflora an das fernöstliche, oft schärfere Essen gewöhnt, was mich die europäischen Mahlzeiten oft fade erscheinen lässt. Gastfreundschaft bedeutet für die Burmesen auch, dass auf jedem Gaststättentisch zu jeder Zeit heisser Grüntee für den Gast gratis zum Trinken bereitsteht.

Überraschende Begegnung

Auch mit dem Fahrrad will man die Hauptsehenswürdigkeiten eines Landes, wie Pagan, Mandalay, Inle Lake, Kolow, Paläste und Stupas und Pagoden sehen. Wenn einem dann mitten im Gestrüpp eines Bergwaldes der CS-Direktor von Uster, Ruedi Grünenfelder, begegnet, darf gestaunt werden.

Überraschende Begegnungen
Überraschende Begegnungen

Meine negative Erfahrung mit Betelnüssen

Während dem die meisten Frauen „Tanaka“ – eine gelb-weissliche Salbe, welche vor der Sonne schützt, erfrischend wirkt und die Schönheit der burmesischen Frauen noch fördert – aufs Gesicht auftragen, gibt sich nur ein Teil der Bevölkerung dem Betelnusskauen hin. Asiaten kauen Betelnüsse, welche ihre Zähne blutrot aussehen lassen, und nicht als eine besonders gefahrenfreie Droge gelten, denn sie verursachen Rachenkrebs. Ich selbst habe vor einigen Jahren definitiv zum ersten und letzten Mal eine Betelnuss gekaut. Ohne zu übertreiben, musste ich mich nach zirka dreissig Sekunden niederlegen, lief dunkelrot an, es wurde mir schwindlig und die Umstehenden gerieten in Panik. Nachdem ich diese Droge mit einigen Suppenlöffeln Zucker neutralisiert hatte, fühlte ich mich den Umständen entsprechend besser und wollte nur noch bedingt sterben.

Strassenzustand

Pagan, eine ehemalige Hauptstadt in Myanmar, mit weit mehr als 1000 erhaltenen Stupas und Pagoden schützt sich vor Radfahrern durch die Akazienbäume, deren Zweige mit ihren Dornen jedem Fahrradschlauch die Luft entweichen lassen. Ansonsten sind die Strassen in Burma, durch den Monsunregen bedingt, oft in schlechtem Zustand. Tausende und Abertausende von Strassenbauarbeiterinnen zerschlagen Steine für das Fundament der Strasse mit einfachen Hämmern.

Entwicklungshilfe

Mein Teil der Entwicklungshilfe besteht darin, dass ich aus der Schweiz, nach langem Betteln, Brillen mit Fehlern, welche so oder so vernichtet worden wären, zur Verfügung gestellt bekam, um sie in Burma und anderen Ländern zu verteilen. Zum Glück wird Myanmar nur im Schneckentempo zivilisiert. Die älteren Leute werden noch geachtet und auf ihren Rat wird gehört. „Sozialfälle“ können nicht einfach dem Staat abgeschoben werden, sondern es findet sich innerhalb der Familie oder der Dorfgemeinschaft immer wieder eine Arbeit, welche verrichtet werden muss. So würde sich das Problem der „Rumhänger“ bei uns auch auf einfache Weise lösen lassen und die Asylantenströme in die Schweiz würden innert Tagesfrist abbrechen.

Das berühmte Wasserfest

Schon zweimal hatte ich Gelegenheit, am bis zu fünf Tage dauernden Wasserfest teilzunehmen. Ganz Burma ist während dieser Zeit nass und wer`s noch nicht ist, fährt mit dem Motorrad, Fahrrad oder Auto vor eine der unzähligen Tribünen im Land und lässt sich aus zum Teil dicken Feuerwehrschläuchen abspritzen. Ich fuhr auf einem Lastwagen mit grossen und offenen Wasserbehältern, welche wir, um die Überraschung der Bespritzten zu steigern, mit Eisblocks kühlten. Am Schönsten fand ich es, die Leute in den hölzernen Bussen aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges, welche keine Scheiben hatten, zu bespritzen. Obwohl Polizisten, Militär und Mönche auf dem Papier tabu sind, waren vor allem die beiden zuerst genannten Berufsgruppen, Hauptzielgruppe dieses Spektakels.

Die Burmesen freuen sich, Westlern ihr wunderschönes Land zeigen zu dürfen. Was hindert Sie daran, eines der interessantesten Länder der Welt zu besuchen?

Reisebericht-Autor: Reiseleiter Karl Günthard

Infos zum Reisebericht

Geschrieben von: Karl Günthard

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